Gruppe Kultur: Ausflug zu Jeremias Gotthelf nach Lützelflüh

17.10.2024, 08:00 – 17:30

Einladung 
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Ausflug zu Gotthelf ins Emmental vom 17. Oktober 2024

Die Verantwortlichen der Gruppe Kultur des Luzerner Chores luden dieses Mal ein zu einem Ausflug ins Gotthelf Zentrum in Lützelflüh im Emmental. Dort ist das Museum, das dem Leben und Werk von Jeremias Gotthelf gewidmet ist. Diese tolle Möglichkeit nahmen 28 Personen war. Abfahrt war in einem Car der Firma «Heggli AG», ab Busparkplatz Landenberg im Inseliquartier von Luzern. Die wettermässig teilweise neblige Fahrt führte via Sursee, Willisau, Huttwil nach Sumiswald. Um 09.45 Uhr traf die Reisegesellschaft im Dorf Lützelflüh, mit seinen 4'200 Bewohnern, ein. Nach der Begrüssung durch Heinrich Schütz beim «Uli der Knecht-Brunnen», welcher im Jahre 1942 errichtet wurde, gab es Kaffee und feinen Zopf im Innern des Museums. Nach einer Vorführung, mit geschichtlich interessanten Erläuterungen, erfolgte die fachkundige Leitung durch die beiden Herren Schütz und Eichenberger, beides pensionierte, ehemalige Lehrer. Sie führten uns durch das frühere Wohnhaus der fünfköpfigen Familie Bitzius. In zwei Gruppen gings durchs Pfarrhaus und durch die Gartenlaube, gleich nebenan gelegen. Die beiden Herren wissen über jedes kleine Detail aus dem Leben von Jeremias Gotthelf Bescheid. Das Museum in Lützelflüh zeigt nicht nur die literarischen Leistungen des Autors, sondern auch einen tiefen Einblick in das bäuerliche Leben und die Kultur des 19. Jahrhunderts, insbesondere im Berner Emmental.

Nun zur Geschichte:

Jeremias Gotthelf (eigentlich Albert Bitzius) war ein Schweizer Pfarrer, Schriftsteller, Schulinspektor und Pädagoge, der im 19. Jahrhundert lebte und besonders für seine realistischen Erzählungen und Romane über das Leben der ländlichen Bevölkerung bekannt ist. Er wurde am 4. Oktober 1797 in Murten geboren und wuchs, als Sohn eines Pfarrers und Bauers, zusammen mit den Geschwistern Marie und Fritz, auf. Seine Ausbildung erfolgte am Gymnasium in Bern, Studien als Theologe in Utzenstorf und Göttingen (D). Jeremias Gotthelf starb am 22. Oktober 1854 in Lützelflüh, Kanton Bern, wo er zwischen 1831 bis 1854 lebte und arbeitete. Gotthelfs Leben fiel in eine Zeit grosser Umbrüche. Der Heirat mit Henriette Zeender im Jahre 1833 entsprangen die Kinder Henriette, Albert und Cécile.

 

Lützelflüh wurde vor allem durch die enge Verbindung mit Gotthelf berühmt. Hier verbrachte er den größten Teil seines Lebens, und viele seiner Werke sind tief in den Traditionen und dem Alltag des ländlichen Lebens im Emmental verwurzelt. Eines seiner bekanntesten Werke ist „Die Schwarze Spinne“, eine düstere Novelle, die religiöse und gesellschaftliche Themen behandelt. Auch Romane wie „Uli der Knecht“ und „Uli der Pächter“ zeichnen sich durch seine Beobachtungsgabe und sein Verständnis der ländlichen Gemeinschaften aus.

 

Gotthelfs Werke sind oft moralisch und von christlichen Werten geprägt. Er war ein scharfer Beobachter der sozialen Verhältnisse und prangerte in seinen Schriften Missstände wie Ausbeutung und Ungerechtigkeit an, oft mit einer starken sozialen und religiösen Botschaft.

Seine Geschichten sind nicht nur literarische Kunstwerke, sondern sie reflektieren auch die sozialen und moralischen Herausforderungen seiner Zeit. Gotthelf war der erste Schriftsteller, der sich ernsthaft mit der bäuerlichen Welt auseinandersetzte. Er hatte ein besonderes Talent dafür, in den Romanen Charaktere zu erschaffen, die das Wesen der ländlichen Bevölkerung authentisch widerspiegeln. Seine Romane und Novellen zeigen, wie stark das Leben der Menschen von ihrem Glauben, der Natur und der Gemeinschaft geprägt war.

 

Sein erster Roman, «der Bauernspiegel», erschien unter seinem Pseudonym «Jeremias Gotthelf». Mit diesem Werk wurde aus dem Pfarrer Albert Bitzius der Schriftsteller Jeremias Gotthelf. Mit Zorn und Humor erzählt er in seinem ersten Roman das Leben eines »Verdingkindes«, dessen Weg aus der Knechtschaft es bis ins Paris der Julirevolution führt. Die Schonungslosigkeit, mit der Gotthelf der eigenen Welt – den Bauernfamilien, aber auch den Schulmeistern und Politikern – den Spiegel vorhält, sorgte schon zu Zeiten der Erstveröffentlichung für Aufruhr und hat bis heute nichts an Brisanz und Aktualität verloren.

Hier sind einige seiner bekanntesten Werke, die eng mit der Region Lützelflüh und dem Emmental verbunden sind:

      1.   „Uli der Knecht“ (1841) und „Uli der Pächter“ (1849): Diese beiden Romane zählen zu seinen bedeutendsten Werken. Sie erzählen die Geschichte des Knechts Uli, der sich durch Fleiß und Tugend hocharbeitet. Es ist ein klassischer Entwicklungsroman, der stark von christlichen Werten geprägt ist. Die Landschaft und das Leben im Emmental spielen dabei eine zentrale Rolle.

      2.   „Die Schwarze Spinne“ (1842): Diese Novelle ist eine düstere Allegorie über das Böse und die Versuchung. Sie spielt in einem kleinen Dorf, das Gotthelfs Lützelflüh nachempfunden ist, und erzählt die Geschichte von einer mysteriösen Spinne, die als Strafe über das Dorf kommt, nachdem die Dorfbewohner einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben. Diese Geschichte verbindet lokale Sagen und christliche Moralvorstellungen und ist ein Paradebeispiel für Gotthelfs tief verwurzelten Glauben und seine kritische Sicht auf menschliche Schwächen.

      3.   „Die Käserei in der Vehfreude“ (1850): In diesem Werk setzt sich Gotthelf mit den sozialen Spannungen auseinander, die durch den wirtschaftlichen Fortschritt entstehen. Es zeigt die Auswirkungen der aufkommenden Industrialisierung auf die traditionelle Landwirtschaft und wie Innovationen wie die Käserei das ländliche Leben verändern.

 

Lützelflüh als Ort ist ein zentraler Teil von Gotthelfs Leben und Werk. Es ist nicht nur der Ort, an dem er als Pfarrer wirkte, sondern auch eine Quelle seiner Inspiration. Die Landschaft des Emmentals, die enge Gemeinschaft des Dorflebens und die Herausforderungen, denen die Menschen gegenüberstanden, durchdringen seine Geschichten. Das literarische Werk von Jeremias Gotthelf umfasst rund 10'000 Seiten: 13 Romane, über 50 Erzählungen und zahlreiche Kalendergeschichten. Alles von Hand mit der Gänsefeder geschrieben!  Einige seiner Werke wurden auch erfolgreich verfilmt - fünf Romane durch Regisseur und Schauspieler Franz Schnyder aus Burgdorf. Im Berliner Julius Springer Verlag fand er überdies einen Verleger für Deutschland. Diese Zusammenarbeit verlieh ihm und seiner Familie ein schönes Zusatzeinkommen.

 

Das Gotthelf Zentrum in Lützelflüh bietet eine Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen, die das Leben im 19. Jahrhundert veranschaulichen. Es zeigt, wie tief Gotthelf in seiner Umgebung verwurzelt war und wie seine Schriften als Reaktion auf die sozialen und religiösen Herausforderungen seiner Zeit zu verstehen sind. Besuche des Zentrums und der Kirche, in der

er predigte, bieten einen direkten Einblick in das Leben dieses bedeutenden Schriftstellers. 35 Jahre nach seinem Tod errichtete ihm die Gemeinde einen Gedenkstein.

Nach den wohlverdienten Dankesworten von Beat Naegeli an die beiden sympathischen Museumsführer ging es um 12.15 Uhr weiter nach Trubschachen, mit anschliessendem Mittagessen im dortigen Café Restaurant Töpferei. Die aufgetischten Speisen schmeckten vorzüglich. Ein kurzer Spaziergang führte die Gruppe zum Fabrikshop der Feingebäckherstellerin Kambly SA. Die weit über die Landesgrenze bekannte Manufaktur besteht bereits seit 111 Jahren. Im angrenzenden Fabrikladen konnten u.a. auch die Besucher des Luzerner Chores mit Feingebäck-Spezialitäten, Salzgebäck und Mischungen gratis degustieren und sich für den persönlichen Bedarf eindecken. Vor der Heimfahrt durchs Entlebuch stärkten sich einige noch im schmucken Kambly Café.

Die Teilnehmenden freuten sich über einen sehr gelungenen Anlass, wie immer professionell vorbereitet und durchgeführt durch die Verantwortlichen der Gruppe Kultur Beat, Adolf und Paul. Herzlichen Dank Euch Dreien! Ein grosses Dankeschön geht auch an die beiden Herren Heinrich Schütz und Werner Eichenberger.

                                                                                                                                             wt


 

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